Jubiläum 10 Jahre Meisterschule

Eine Reportage von Heinz Lenz
Vorwort zur Veranstaltung ZUKUNFT HAT HERKUNFT HERKUNFT HAT ZUKUNFT Der weise Sokrates war ein Steinmetz, der ehemalige NRW-Innenminister, der vor 10 Jahren den ersten Lehrgang eröffnete, auch. Eine Meisterschule in einer Dombauhütte ist völlig ungewöhnlich und völlig selbstverständlich. Mag die Handwerkskammer Dortmund in unserer Dombauhütte einen kongenialen Partner sehen, sie verhält sich umgekehrt in ihrer Funktion als Träger dieser Bildungsstätte mindestens beispielhaft. In den zurückliegenden Jahrhunderten ist das Handwerk der Steinmetze in der Masse geschrumpft und einhergehend mit technologischen Entwicklungen streuten sich die Berufsanforderungen. Noch immer zeigt sich, dass von Individualität und Originalität bei Steinmetzen etwas geblieben ist. Dieser Berufsstand war der erste, der sich Satzung und Regeln gab in den Ordnungen der Bauhütten des Mittelalters. Daraus gingen später die Zünfte, die Kammern und die Innungen hervor. Schon in der Zeit der Errichtung der großen Dome und Kathedralen waren die Bauhütten international vernetzt, die Steinmetzbruderschaften zogen in grundsätzlicher Mobilität von Baustelle zu Baustelle, die Baumeister profitierten von den Entwicklungen an anderen Kathedralen. Für das zusammenwachsende Europa im Prozess der Globalisierung stellt das einen interessanten Aspekt dar, welcher keineswegs zur Kopie taugt, aber als Vorbild steht. In der Dombauhütte und Meisterschule in Soest fanden ab 1998 internationale Zusammenkünfte zu Fragen der beruflichen Bildung und Kultur im Handwerk statt. Daraus ist eine europäische Vereinigung entstanden, die das Ziel hat, einen MASTER OF CRAFT (R) europaweit in Geltung zu bringen. Wenn auch die Meisterschule nicht direkt mit der spezialisierten Dombauhütte verzahnt ist, hier findet sich eine Synthese. Treffen mehrere, jeweils mit Idealismus und Realismus begabte Akteure zusammen, so können sie eine Sache beflügeln. Das ist hier in den letzten Jahren geschehen, durch viele und einflussreiche Unterstützer, durch aktive Meisterschüler und Dozenten, durch Ehrenamtsträger und Engagierte aus dem Fachbereich. Am Tag des 10-jährigen Jubiläums zeigen hier am Ort die lebendigen Werkstätten einiger traditionell-modernen Handwerke, dass sie eine Herkunft haben und Zukunft gestalten können. Jürgen Prigl

Jubiläumsfeier am 20. April 2007

Die Feierstunde zur Würdigung des 10-jährigen Jubiläums der Meisterschule fand im Werkraum der Dombauhütte statt. Zahlreiche Steinmetze und Steinbildhauer haben hier ihre Qualifikation erworben und in der Meisterprüfung ihr Können unter Beweis gestellt. Mit dem ersten Meisterkurs hatte 1997 für eine Einrichtung des Handwerks in NRW eine richtungweisende Maßnahme begonnen. Gründungsväter waren u.a. der damalige NRW-Minister Franz-Josef Kniola und der Präsident der HWK-Dortmund, Otto Kentzler. In einem Grußwort würdigte der Minister für Bauen und Verkehr NRW nun nach 10 Jahren die Verdienste der Meisterschule für die Stadt Soest und das Land NRW. Er sagte Unterstützung und Förderung der Landesregierung zu. Auch der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks fand persönliche und anerkennende Worte für die nationalen und internationalen Verdienste dieser Einrichtung an der Dombauhütte zu Soest. Er erwähnte die "Charta von Soest" als Gründungsinitiative zur EACD und diese als eine völkerverbindende Institution des Handwerks. Ein Rundgang durch die angeschlossene Präsentation einiger kulturschaffenden Handwerke ließ den Besucher staunen. An Demo-Ständen präsentierten sich: Steinmetze und Steinbildhauer Maßschneider Maler Dachdecker Zimmerer Schmiede Glasmaler

Oliver Wittke, Minister für Bauen und Verkehr des Landes NRW

Otto Kentzler, Präsident des ZDH und der HWK-Dortmund

Prominente schlagen ihre Initialen in Stein

Als Ehrung der politischen Prominenz war ein schon zur Tradition gewordener Ritus gedacht: das Schlagen der Namenszeichen in einen Stein, analog dem Eingravieren historischer Steinmetzzeichen.

von links: Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer, Landesbauminister Oliver Wittke, ZDH-Präsident Otto Kentzler, Vize-Landrätin Silvia Hupfeld und Dombaumeister Jürgen Prigl

Lebende Werkstätten des kunstschaffenden Handwerks

Thomas Gißke, Steinmetz der Bauhütte, bereitet den Stein vor, den die Prominenten mit ihren Initialen versehen sollen.

Im Außenbereich der Bauhütte präsentierten sich die Zimmerleute, Schmiede ...

... und die Dachdecker.

Maßschneider des Berufskollegs Dortmund präsentierten exotische und mittelalterliche Kostüme.

Glasmaler- und Restauratoren der Firma Peters, Paderborn, sind in der Wiesenkirche keine Unbekannten. Sie zeigten die Rekonstruktion eines alten Glasfensters mit mittelalterlichen Werkzeugen.

Den Schlusspunkt der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion, die von dem freien Journalisten beim WDR, Kay Bandermann moderiert wurde. Teilnehmer waren Frau Dr. Birgitta Ringbeck, Delegierte der Kultusministerkonferenz beim Welterbekomitee der UNESCO, Michael Hauck, Dombaumeister zu Passau, Architekt Prof. Daniel Thulesius, Jürgen Prigl, Dombaumeister zu Soest.

Programm

Freitag, den 20.04.2007
ab 10.15-11.00 Uhr
Eintreffen in der Dombauhütte Begrüßung Jürgen Prigl, Dombaumeister St. Maria zur Wiese, Soest Ansprachen Oliver Wittke, Minister für Bauen und Verkehr des Landes NRW Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks und Präsident der Handwerkskammer Dortmund
11.45-12.30 Uhr
Rundgang entlang der „Lebendigen Werkstätten“: Steinmetze & Steinbildhauer Maßschneider Maler Dachdecker Zimmerer Schmiede Glasmaler
12.30-14.00 Uhr
Imbiss mit Gelegenheit zu Fachgesprächen und Ausklang
Samstag, 21.04.2007
11.00 - 15.00 Uhr
„Lebendige Werkstätten“: Steinmetze & Steinbildhauer Maßschneider Maler Dachdecker Zimmerer Schmiede Glasmaler
15.00 - 16.00 Uhr
Öffentliche Podiumsdiskussion im Museum der Dombauhütte „Die Bildungskultur der Handwerke des baulichen Welterbes“ Diskussion mit: Dr. Birgitta Ringbeck, Delegierte der Kulturministerkonferenz beim Welterbekomitee der UNESCO Michael Hauck, Dombaumeister zu Passau Prof. Dipl.-Ing. Joh. Daniel Thulesius, Architekt Jürgen Prigl, Dombaumeister zu Soest Moderation: Kay Bandermann, freier Journalist, WDR
16.30 Uhr
Gang zur Wiesenkirche (für alle Zuhörer der Podiumsdiskussion werden Plätze in der Wiesenkirche reserviert)
17.00 Uhr
Konzert des kubanischen Gitarristen Joaquin Clerch & Vocalissimo-Chor Mittelalterliche Musikstücke
18.00 Uhr
Ausklang der Veranstaltung